Die Wüste lebt: Wie eine inhaltliche Fokussierung Regionen, Städten und Gemeinden helfen kann
Wie eine inhaltliche Fokussierung Regionen, Städten und Gemeinden helfen kann
Sengende Hitze, verdichtete Innenstädte, tote Fußgängerzonen.
Viele Städte, wie Ludwigshafen, Heilbronn oder Regensburg, haben beim letzten Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe nicht gut abgeschnitten¹. Doch sorgen aktuell nicht nur Klimaschutz-Themen die Kommunen.
Seit Corona lässt sich das Kaufverhalten der Deutschen endgültig nicht mehr zurückdrehen. Online-Bestellungen und Haustür-Lieferungen sind normal. Die Folge: ein massives Sterben des vor allem kleinteiligen Einzelhandels und damit eine zunehmende Verwahrlosung der Innenstädte.
Das ist vor allem für kleine und mittlere Städte ein großes Problem, da hier die Demographie schon vor Corona für Abwanderung in urbane Ballungsräume sorgte. Zudem sind die Baukosten derart gestiegen, dass oft an eine Sanierung der Stadtkerne und somit an eine Transformation der Innenstadtlagen nicht zu denken ist.
Wie also den Investitionsstau beseitigen und trotz klammer Stadtkassen den Weg nach vorne antreten?
„Die Antwort heißt Fokussierung.
Was das bedeutet“, so Arne Klein vom Strategieberater K’UP, „lässt sich in der ägyptischen Wahat Wüste bestaunen, wo gezielt Kasuarinenbäume zur Schatten- und Humusbildung bzw. Renaturierung zum Einsatz kommen.² Ich will damit sagen, dass egal wo wir aktiv waren, ob in Berlin, Trier, Heidelberg, Karlsruhe oder Graubünden – gemeinsame Fokussierung ist alles. Mit anderen Worten: die Zeiten regionaler und kommunaler Wirtschaftsförderung nach dem Gießkannen-Prinzip sind endgültig vorbei. Jede Region, jede Stadt oder jede Gemeinde muss sich strategisch überlegen, wo genau sie zukünftig ihren Schwerpunkt legen will.“
Diese Form der Fokussierung betrifft alle Themen und alle Stakeholder aus Wirtschaft, Tourismus, Bürgerschaft, Investoren und Politik gleichermaßen. Alle Themen zusammen in eine gemeinsame Strategie zu übertragen, kann nicht nur gemeinsame Energie freisetzen, sondern für Investitions-Klarheit sorgen und die Identität einer ganzen Region nachhaltig stärken.
„Wir konnten erst kürzlich für die Stadt Göttingen und die Landkreise Göttingen und Northeim eine gemeinsame Strategie entwickeln“, so Stadtmarken-Experte Klein. „Gemeinsames Ziel ist es, die Region Göttingen vor allem für Life Science Start und Scale Up-Unternehmen und deren Mitarbeitenden attraktiver zu machen.“ Neben den zahlreichen Nobelpreisträgern, die hier gewirkt haben, ist es vor allem der Schulterschluss aus Wirtschaft und Kommunen, der diese Fokussierung möglich macht. Eine Schlüsselrolle bei der Koordination von Wirtschaftsförderung und Standortvermarktung wird daher der gemeinsamen Südniedersachsen Stiftung zukommen. „Für uns ist das Alltag“, so Stefan Franzke, Geschäftsführer von Berlin Partner. „Wir leisten Wirtschaftsförderung und Standortvermarktung seit jeher aus einer Hand. Fiskalisch haben wir (als PPP) zwar zwei klar voneinander getrennte Gesellschaften, um die jeweils 5 Mio. Euro aus Wirtschaft und Senat getrennt einzusetzen. Aber die erfolgreiche Umsetzung unserer Strategie basiert vor allem auf dem Commitment, für die gemeinsame Stadt an einem Strang zu ziehen.“
Das sich dieses Commitment herstellen lässt, beweisen auch kleinere Gemeinden, wie Murau, Bezau, Vergemoli oder Hohenems. Überall machen sich Kommunen auf, die eigene DNA neu zu interpretieren. Hier werden die Holzindustrie wiederentdeckt, Begegnungszonen eingerichtet wo Durchgangsstraßen lagen oder gezielt Berufs- und Fachhochschulen modernisiert, um über Architektur-Highlights neue Attraktivität zu erzeugen. Diese Fokussierung auf ein Thema oder eine Zielgruppe wird hierbei immer in einem Mix aus Wirtschafts-, Kommunal- und Bürgerbeteiligung realisiert.
„Ein klares Positionieren und Fokussieren von Regionen, Städten und Gemeinden ist essenziell, um die zukünftige Entwicklung zielgerichtet und nachhaltig zu gestalten,“ erläutert Florian Langguth von der SPRINT. „Wichtig ist dabei, dass diese Maßnahmen aufeinander abgestimmt sind – von der regionalen Ebene über die kommunale bis hin zur konkreten innerstädtischen Entwicklung. Nur so können Regionen, Städte und Gemeinden im Einklang ihre Potenziale voll ausschöpfen und langfristig ihre Attraktivität sichern.
Ebenso entscheidend ist eine kluge Auswahl und Priorisierung der Investitionen, um vorhandene Ressourcen optimal einzusetzen. Förderprogramme können dabei eine wichtige Rolle spielen: Besonders hervorzuheben ist die Vielzahl an Förderprogrammen, die auf EU-, Bundes- und Landesebene zur Verfügung stehen. Um diese effektiv zu nutzen und die Finanzierung strategisch abzusichern, sollten sich Positionierung und Fokussierung auch in einem strategischen Förderkonzept niederschlagen, das Investitionen gezielt unterstützt und klar auf die Ziele ausgerichtet ist.“
Bleibt somit doch noch Zuversicht, dass eine fokussierte Strategie von Regionen, Städten und Gemeinden zu mehr führt, als bis nächsten Sommer nur Hochbeete anzulegen und Wasserspender aufzustellen.
¹https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/zu-viel-grau-zu-wenig-gruen-viele-deutsche-staedte-fallen-durch-im-ersten-hitze-check-der-deutschen/
²https://www.tinateucher.com/blog/hoffnung-pflanzen-ist-wirtschaftlich-wie-sekem-die-wahat-wueste-begruent/#:~:text=Etwa%2060%20Menschen%20arbeiten%20daran,dauert%20es%2C%20den%20Kompost%20vorzubereiten.